Seiten

Samstag, 3. November 2012

Dackel Niki bellt Oberpinzgauerisch


Liebe Frauchen, liebe Herrchen,
ganz heimlich, mitten in der Nacht als alle schliefen, kam er angeschlichen, am Morgen beim Blick aus dem Fenster zeigte er sich: der Herbst mit niedrigen Temperaturen und viel Regen. Dabei hätte er es eigentlich nicht nötig gehabt, sich einzuschleichen. Denn auch diese Jahreszeit hat – wie alle Jahreszeiten – ihren besonderen Reiz. 

Die Augen freuen sich schon auf die Farbenpracht in den Wäldern, warme Tage sind auch noch zu erwarten, die „Hundstage“ (das hat etwas zu tun mit dem Sternbild Großer Hund) und der „Altweibersommer“ (das hat etwas mit Spinnfäden zu tun, mit denen junge Baldachinspinnen im Herbst durch die Luft segeln) bescheren schöne Tage. Heimlich verabschiedet hat sich dagegen der Sommer, wahrscheinlich war ihm sein Auftritt peinlich.

In den Ferien- und Sommermonaten Juli und halber August erinnerte ja nur die Sommerzeit daran, dass eigentlich diese Jahreszeit da wäre. Ich habe mir gedacht, wenn diese Wochen die Lehrzeit für den Sommer sein sollten, dann ist eine Nachprüfung fällig. Ich glaube nun, dass der Sommer wenigstens meine Gedanken lesen kann: denn nur kurze Zeit nachdem ich diese Gedanken hatte wurde es plötzlich sehr heiß. So heiß, dass er plötzlich in der Statistik der drittheißeste Sommer wurde. Er kam mir vor wie ein Schüler oder Student, der faulenzt bis dann in nächster Zeit Prüfungen anstehen und dann in Tag- und Nachtschichten „ranklotzt“, um noch eine Chance zu haben. Nun, es hat ja auch funktioniert. Da ich sicher bin, dass meine abschätzigen Gedanken über die Tauglichkeit des Sommeranfangs diesen beeindruckt haben, rechne ich es mir also als Erfolg an und bin der Meinung, dass ich durchaus ein Würstchen oder ein großes Stück Fleisch (mindestens) verdient habe.

Weil ich hier gerade persönliches Erleben berichte, möchte ich auch noch etwas erklären: Manchmal schleicht mein Herrchen durchs Dorf, dass man meinen könnte, er sei schwermütig, depressiv. Keineswegs! Das ist nicht Schwermut oder Depression, es ist ganz einfach fürchterliche Eifersucht. Er ist so eifersüchtig, weil er erfahren muß, dass ich auf manchen Krimmler exakt höre, wenn er mir aber etwas sagt, lache ich mich halbtot. Dabei hat das einen ganz einfachen Grund. Ich bin im Oberpinzgau groß geworden („groß“ ist relativ) und belle natürlich oberpinzgauerisch. Er dagegen spricht mich an in einer Sprache, die er kühn „hochdeutsch“ nennt. Wie soll ich ihn denn da verstehen! Er sollte sich mal ein bisschen anstrengen und oberpinzgauerisch lernen, dann hätte er auch bei mir Erfolg.

Ansonsten genieße ich meine Zeit und habe vom Balkon aus den Überblick. Ich freue mich immer, dass ich gerade dort wohne, wo viele die Gegend nur im Urlaub genießen können. Auch staune ich immer wieder über die Standfestigkeit der Krimmler. Bei sehr fragwürdigem Wetter eine Bergmesse mit sehr vielen Teilnehmern, das hat mich schwer beeindruckt.
Und nun mit fröhlichem Gekläff vom Balkon des Meßnerhauses, Ihr Dackel Niki

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen