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Samstag, 16. Februar 2013

Neuevangelisierung in Bolivien

In der DKWE-Info habe ich einen Artikel über Glaube in Bolivien geschrieben, den ich hier auch wiedergeben will (hier kann man die DKWE Inof-downloaden/als pdf anschauen, das Titelfoto ist auch von mir und zeigt Padre Jesus Muñoz, einen heiligmäßigen Franziskaner geboren in Spanien.) DKWE bedeutet: Diözesane Kommission für Weltkirche und Entwicklungszusammenarbeit.


Glaube in Bolivien (DKWE-Info 2013/1)
Als ich in San Ignacio de Velasco mit den Franziskanern lebte berichtete ich in einem Rundbrief:
Padre Jesus besucht blinde, alte Frau
"Ich war gerade dabei den Rasen vor dem Kloster zu mähen, als mich eine vielleicht 40 jährige Frau zu sich winkte. “Warum hat sie den 3 grosse Plastikflaschen unter dem Arm?” wunderte ich mich. “Hermanito, ich brauche unbedingt 6 Liter Weihwasser, unbedingt!”-“Warum bitte brauchen sie so viel Weihwasser, ein bisschen was haben wir noch da aber…”- “Nein, ich darf nur Weihwasser trinken und nichts anderes, ich bin so krank und weiß nicht was es ist, der Heiler hat mir das aufgetragen. Ich lebe im Campo darum brauch ich so viel.” Ich war ein bisschen verdutzt, und begann ihr zu erklären was Jesus nach so vielen Heilungen sagt: “Liebe Señora, in der Bibel, da sagt Jesus zu den geheilten meistens >>Dein Glaube hat dich geheilt<<, sie brauchen nicht Weihwasser trinken (besonders wo das Weihwasser hier voll von Zuckmückenlarven ist). Trinken sie sauberes Wasser, sprechen sie selber ein Gebet und bitten sie um Gottes Segen”-“Hermanito, sie meinen, Ich muss nicht Weihwasser trinken? Da spar ich mir ja das ganze Flaschenschleppen. Danke”. Dass war eine denkbar kurze Katechese, hat aber zumindest ein bisschen geholfen. So einfach kann man hier manchmal seine Aufgabe erfüllen, und “seine Brüder stärken” (Lk 22,32)."
Was kann man aus dieser Geschichte lernen?
1. Die Menschen sind gläubig. Laut Fischer Weltalmanach sind in Bolivien 97,5% Christen. In „meinem“ Jahr in Bolivien habe ich keinen der 2,5% „Religionslosen“ getroffen. Gott, Jesus, die Muttergottes, Heilige und Geistwesen sind für die Menschen real. Ob es Gott gibt oder nicht, ist keine Frage. Dass führt zu einem starken, natürlichen, „erdigen“ Glauben. Die Menschen lieben es möglichst bunt (Luftballons und Girlanden in der Kirche) und möglichst laut (Musik aus großen Lautsprechern). Die Heiligenstatuen und Bilder sind zum angreifen und küssen da.
Prozession in Santa Isabel del Bi/ San Ignacio de Velasco
2. Die Glaubenskraft ist beeindruckend. Umso ärmer die Menschen sind, um zu dankbarer sind sie Gott für Leben und Überleben. Die Gläubigen beschäftigen sich aber  wenig damit, was eigentlich die Inhalte des Glaubens sind, und was für Auswirkungen der Glaube auf das Leben haben sollte. Verschiedenste Praktiken werden mit dem christlichen Glauben verbunden. Auch tief gläubige Menschen haben Angst vor Hexern. Krankheiten werden auf Verwünschungen und Geister zurückgeführt. Da viele Gläubige wenig über ihren Glauben wissen, sind sie anfällig für Sekten und Pfingstkirchen die Heilung und Wohlstand versprechen. Eine große Pfingstkirche nennt sich: „Para de sufrir“- „Hör auf zu leiden“. „Wenn du nur stark genug glaubst, werden sich alle Probleme auflösen“ versprechen solche Gruppen.
Ich glaube, dass viele gar nicht verstehen, dass diese Gruppen und Praktiken nicht zur Kirche gehören. Denn viele besuchen sowohl diese Gruppen als auch die Kirche.
3. Die einfachen Menschen sind sehr offen für Katechesen. Studiert man mit ihnen die Bibel kann man etwa Sätze hören wie „Ach so, wenn Jesus das sagt, dann müssen wir ja wirklich etwas ändern“. Bei der Angst vor Verwünschungen hilft es wenig, diese als Einbildungen darzustellen, da sie doch weiter daran glauben. Helfen kann man den Gläubigen, indem man erklärt: „ »Fürchte dich nicht« hat Jesus immer wieder gesagt. ER ist viel stärker als das Böse. Vertrau auf Jesus und lass dich gar nicht auf die bösen Geister ein.“ Und wenn man die Angst verliert, dann verlieren diese Gedanken auch die Macht über das Leben der Menschen
Der Glaube ist stark, aber es fehlt Glaubenwissen. Bildung und Katechese der Gläubigen sind das »Zeichen der Zeit« in Südamerika.

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