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Dienstag, 20. Mai 2014

ALLE JAHRE WIEDER - DER­ KIRCHENBEITRAG

Alle Jahre wieder ist der Kirchenbeitrag zu zahlen. Alle Jahre wieder sind Priester, Mitarbeiter und Gläubige mit schwerer Kritik an Kirche und Kirchenbeitrag konfrontiert. Der Kirchenbeitrag führt zu vielen "Kirchenaustritten". Diese dienen als Totschlagargument , um Änderungen in der Kirche zu fordern, egal ob mit dem Glauben vereinbar oder nicht.


Ganz klar: Schade um jeden, der nicht mit der Kirche verbunden ist, der Taufe und Firmung als Last und nicht als großes Geschenk empfindet. Dass Menschen Jesus nicht kennen, oft gar nicht kennen wollen, dass ist für jeden Gläubigen erschütternd und schmerzvoll. Wir haben den Schatz im Acker, die wertvolle Perle gefunden (Mt 13,44­-46). Wie sehr würden wir uns doch wünschen, alle Menschen würden sie ebenso fin­den und dabei die gleiche Freude empfinden wie wir.

Der Kirchenbeitrag ist in gewisser Weise ein Ausdruck des lebendigen Glaubens. Ich trage etwas von meinem Vermögen bei, damit die Kirche ihre Dienste tun kann. Mit meinem Beitrag zeige ich: Das ist nicht nur eine, sondern MEINE Gemeinschaft. Doch dabei muss ich daran denken: es nicht nur meine, sondern SEINE Gemeinschaft. Die Kir­che ist Gottes Familie. Und als wahre Familie kann die Kirche nicht nur geistig da sein. Wir sind nicht nur im Geist verbunden, sondern ganz re­al. Das Zweite Vatikanische Konzil (1962­1965) beschreibt das so:
"..., die sichtbare Versammlung und die geistliche Gemeinschaft, die irdische Kirche und die mit himmlischen Gaben beschenkte Kirche sind nicht als zwei verschiedene Größen zu betrachten, sondern bilden eine einzige komplexe Wirklichkeit, die aus menschlichem und göttlichem Element zusammenwächst. (Lumen Gentium Nr.8)"
Der irdische Teil der Kirche braucht auch eine finanzielle Grundlage.
In fast allen Ländern der Welt gibt es keinen Kirchenbeitrag und die Kir­che ist in vielen Ländern sehr arm.
In den USA etwa habe ich erlebt, dass die Gottesdienstbesucher min­destens 10 bis 20 Dollar bei der Kollekte zahlen, denn sonst könnten die Pfarren nicht überleben.
Aus geschichtlichen Gründen (siehe unten) hat sich die Situation der Kirche in Österreich anders entwickelt. Dies hat Vor­ und Nachteile. Ein Vorteil ist sicher, dass wir hauptamtliche Mitarbeiter ("Angestellte") in den Pfarren und Mittel für caritative Zwecke haben. Blickt man auf die Weltkirche, so merkt man:
Das ist nicht selbstverständliche.
Soweit einige Gedanken von mir zum Kirchenbeitrag.

Die Kirchenbeitragsstelle hat ein Faltblatt mit dem Titel Kirchenbeitrag ­ 16 Fragen und Antworten herausgegeben. Hier ein Ausschnitt daraus:
Was wird aus dem
Kirchenbeitrag
finanziert?
Der Kirchenbeitrag
ist die Basis, das
Fundament. Er deckt
die finanziellen
 Grundbedürfnisse unserer Gemeinschaft. Weit mehr als die Hälfte des Kirchenbeitrages fließt direkt oder indirekt zurück in die Pfarren, damit die Seelsorge aufrecht erhalten werden kann: Gehälter für Priester und Laien, Bau­ und Verwaltungszuschüsse. Daneben gibt es eine Vielzahl von kirchlichen Einrichtungen, die unterstützt werden müssen, wie z.B. auch die Caritas, die Weltkirche, Telefonseelsorge ...

Den Kirchenbeitrag hat Hitler eingeführt. ­ Kein feines Erbe!
Kaiser Josef II. enteignete 1785 zahlreiche Klöster und gründete damit den so genannten Religionsfonds zur Finanzierung kirchlicher Einrich­tungen.
Die Nationalsozialisten haben den Religionsfonds und kirchliches Eigentum beschlagnahmt und jede staatliche Leistung an die Kirchen eingestellt. Das Kirchenbeitragsgesetz von 1939 hatte ein eindeutiges Ziel: Die Erlaubnis, selbst Beiträge von ihren Gläubigen einzuheben, sollte den Untergang der Kirche beschleunigen. Gerade diese Notlage aber hat die Katholiken zu einem bisher nie gekannten Zusammenhalt bewogen. So konnte die Kirche unabhängig und handlungsfrei werden von den Einflüssen des Staates.
Nach dem Krieg ist ein Zurück zu den alten Zuständen nicht mehr mög­lich und auf Grund der gesellschaftlichen Entwicklung auch nicht sinn­ voll. Der österreichische Staat belässt daher das Kirchenbeitragsgesetz und übernimmt es in die Rechtsordnung.

Glauben kann ich auch ohne Kirche!
Das Christentum ist keine Privatreligion. Das wird im Gebot der Nächs­tenliebe deutlich: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst" (Mt 22,39). Zu einem gelebten Glauben gehören die "guten Werke". Des­ halb schließt das Christentum in der realen Welt immer auch die

Gemeinschaft und die Gesellschaft mit ein.
In diesem Sinn fehlt einem Glauben ohne Kirche, ohne die Gemein­schaft mit anderen Gläubigen, eine wichtige Dimension.
Auch für die Weitergabe des Glaubens ist die Gemeinschaft der Gläubi­gen wichtig. Es braucht die kleine Gemeinschaft der Familie, in der El­tern mit ihren Kindern beten. Es braucht aber auch die große Gemeinschaft, in der Christen gemeinsam den Gottesdienst feiern und in der Pfarrgemeinde ihren Glauben leben."

Mehr dazu auf: www.kirchen.net/kirchenbeitrag
PA Ruben
(aus: Gemeinsamer Pfarrbrief Krimml Wald Neukirchen 1/2014)

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