Seiten

Donnerstag, 17. März 2016

Einige Gedanken über Wertigkeiten von Pfarrer Helmut Friembichler

Einige Gedanken über Wertigkeiten

Woher der Spruch: Geld regiert die Welt? Wie geht denn das? Wie ist das zu verstehen?

Nun: Geld hat eine wichtige Rolle inne. Es ist eine Art Kommunikationssystem, ein Mittel zum Austausch. Damit wir etwas erwerben können und so mittels Geld eine Gegenleistung erbringen, und damit uns etwas vergolten wird, wenn wir etwas herstellen oder eine Dienstleistung vollbringen. Dass angestrebt wird, in Zukunft jede „Kommunikation“ in dieser Hinsicht (wenn eben etwas bezahlt wird) zu registrieren und folglich auch zu überwachen, sei einmal dahingestellt.
Kinder aus ärmsten Verhältnissen beim gemeinsamen Gebet in Bolivien

Jedenfalls: Geld spielt eine wichtige Rolle. Aber was ist, wenn Geld keine Rolle mehr spielt? Wir sagen ja, wenn genügend vorhanden ist, dann spielt Geld keine Rolle mehr. Dann beginnt es (das Geld) zu regieren oder gar zu herrschen. Dann hat nur mehr das Geld das Sagen oder derjenige, für den Geld keine Rolle mehr spielt. Unsagbar machtvoll scheint rollenloses Geld zu sein, dass es sogar großartige Phantasien hervorruft und diese in den Bereich der Machbarkeit und der Realität holen.
Irgendwie setzt sich dann ein neuer Gedanke darauf: nämlich das Geld arbeiten zu lassen. Es vermehrt sich dann, obwohl es keine genuine Eigenschaft des Geldes ist, Fortpflanzungsfähigkeiten aufzuweisen. Wenn es in einer Gesellschaft nur mehr diese Art der Fruchtbarkeit gibt?

Nun: Geld kann auch auf eine andere Weise seine Rolle verlieren – nicht weil es wegen dem Zuviel aus der Rolle fällt, sondern weil es  - warum auch immer -  auf einmal und plötzlich nichts mehr gilt. Mit anderen Worten: seinen Wert/Rolle verloren hat und damit als Kommunikationssystem nichts mehr taugt. Dann zeigt sich eine andere Form der Macht des Geldes, eine Macht mit ganz anderen Auswirkungen. Daher ist es gut, einfach einmal über Wertigkeiten nachzudenken. Wenn nur Geld regiert, ist bald alles ausverkauft und vieles nichts mehr wert. Und: wenn es unzählbar wertlos wird, dann sind wir auf den Tauschhandel zurückgeworfen. Wenigstens lässt sich dieser nicht so leicht überwachen.

Als Christen wissen wir wenigstes, was Götzen sind und so kann auch Geld in den Silberrahmen eines gottgleichen Götzen geraten, dem dann alle Verehrung zu gebühren hat, dem sich alle unterwerfen.

Nun ein Sprung: Ich mache die Erfahrung, wie sehr sich Menschen über ein neugeborenes Kind freuen. Solches Leben ist eine Gabe von höchstem Wert und hat mit Gott zu tun. Wie viel sind uns junge Familien wert und räumen ihnen einen Lebensraum ein – Zeit für die Kinder; erschwingliche Wohnmöglichkeiten; leistbarer Boden, sich ein eigenes Zuhause zu schaffen; steuerliche Vorteile usw.
Wenn uns Familien nichts mehr wert sind, spielen wir irgendwann allesamt keine Rolle mehr. Das ist wie bei einem Theaterstück: wenn jemand aus der Rolle fällt, ist es mit dem Stück zu Ende. Denn Familien sind das „Grundkapital“ einer Gesellschaft im großen wie im kleinen Sinn. Hier entspringt neues Leben.

Und Ostern? Wir denken da oft an ein Ei. An Ostern entspringt auch neues Leben – ewiges Leben. Dieses Leben heißt Jesus Christus und ist in uns seit der Taufe hoffentlich gut angelegt. Als Wertsicherung dieses Lebens dient ein Leben aus dem Glauben. Ob wir es schaffen mitten in den verschwommenen Werten dies an Ostern wieder neu zu bewerten? Komm und feiere dieses Leben, das weder Motte noch Wurm (vgl. Mt 6,19) zerstören können, also dem innerweltlichen Zerfallsprozess widersteht, weil es das durch Tod und Auferstehung Jesu Christi neu erschaffene ewige Leben ist. Wenn wir das nicht begreifen, spielen wir selbst als Christen keine Rolle mehr.

Ein gesegnetes Osterfest!
Euer Pfarrer
Helmut Friembichler
(aus: gemeinsamer Pfarrbrief 1/2016)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen