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Freitag, 31. März 2017

Pfarrprovisor Albrecht Tagger im Interview

Pfarrprovisor Albrecht Tagger lic. theol.
Seit Anfang März ist Albrecht Tagger in unseren Pfarren als Pfarrprovisor tätig. Er bleibt zwar nur Pfarrprovisor Albrecht Tagger im Interview mit Pastoralassistenten Ruben Weyringer.
für einige Monate bei uns, doch werden dies sicherlich gute, intensive Monate voller interessanter Begegnungen und Gespräche. Albrecht findet einen schnellen Weg zu den Herzen der Menschen, dass haben wir in den letzten Wochen schon erfahren. Lernen wir ihn und seinen Werdegang besser kennen.

Lieber Albrecht, nun bist du schon einige Wochen bei uns. Aber wo kommst du eigentlich her?

Ich komme aus der Diözese Innsbruck, meine Heimatpfarre ist Leisach in Osttirol. Nach der Volksschule haben mich die Wege ein Jahr zu den Salesianern nach Unterwaltersdorf geführt. Von dort bin ich dann über St. Gabriel in das Missionsgymnasium St. Rupert nach Bischofshofen gekommen weil ich immer schon Missionar werden wollte.
Nach der Matura führten mich die Wege nach Salzburg zum Bundesheer in die Rainerkasene. Dort begann ich dann als Laientheologe schon das Studium für Hebräisch. In der Folge war ich Mesner in einer Stadtpfarre, studierte Philosophie und Theologie und war abends im Landestheater als Platzanweiser tätig um mir mein Studentengeld zu verdienen.


Du sagst als Laientheologe? War dein Weg als Geistlicher noch nicht vorgezeichnet?

Ich wollte bewusst als Laienthoeloge studieren, aber schon immer mit dem Gedanken auch Priester zu werden. Ich war dann 5 Jahre Chauffeuer bei den Erzbischöfen Macheiner und Berg. Nach dieser Zeit bekam ich - aus heute mir noch unerklärten Gründen - ein Stipendium für Missiologiestudien in Rom an der päpstlichen Universität Urbaniana, das ich mit dem Lizenziat abschließ. Eindrucksvoll blieb in Erinnerung eine Begegnung mit dem damaligen Wiener Weihbischof Florian Kuntner, der auch Direktor der Missionswerke war. Diese Begegnung war für mich prägend, weil ich mir gesagt habe: Wenn du so auf die Menschen zugehst wie ich es mit diesem Bischof erlebt habe, dann müsste dies gut gehen, dann ist das eine Pastoral die mich zu den Menschen führt. Das hat sich als richtig erwiesen.

Was hat dieser Weihbischof ausgestrahlt, was hat er gesagt?

Ich erkannte ihn nicht als Weihbischof, sondern als schlichten Priester, der mich eingeladen hat auf ein Gläschen Wein. Dort hat er sich mir zu erkennen gegeben als Weihbischof von Wien. Diese Begegnung war für mich ein bleibendes Emmauserlebnis.
Dieses Zusammensitzen und das Gespräch an einem alten klapprigen Tisch vor einer Taverne in Trastevere, wo der Verputz schon abbröckelte.

Das war für mich ein Symbol: wenn es auch in der Kirche abbröckelt:
die Begegnung und
das Gespräch mit den Menschen und mit den Mitbrüdern, das gibt immer Zuversicht und Hoffnung.

Wie ging dein Weg weiter?

Nach der Diakonatsweihe machte ich ein Pastoralpraktikum in Strobl. Aus gesundheitlichen Gründen musste das Ziel in die Mission zu gehen und zum Priester geweiht zu werden zunächst zurückgestellt werden. Ich sammelte dann wertvolle pastorale Erfahrungen als Diakon bei den Zeremonien im Dom von Salzburg, in der Studentenseelsorge, der Militärseelsorge und in der Pfarre Seekirchen bei dem euch gut bekannten Pfarrer Franz Graber und in der Pfarre St. Paul.

Nach einem Jahr Militärseelsorge als Pastoralassistent in Innsbruck ging es für fast 2 Jahre nach Bali, Indonesien. Für den dortigen Bischof arbeitete ich in Schulprojekten. Es war eine Schule der Demut, sich zu inkulturieren, aber eine der schönsten und wertvollsten Erfahrungen. Dort begegnete ich, wie Karl Rahner oft sagte, dem frommen Heiden. Was mich dort besonders beeindruckten waren die Zeremonien der Totenverbrennungen, wobei nicht Trauer die Menschen besonders gefangen genommen hatte, sondern ihre Hoffnung auf neues Leben.

Als ich zurückkam begann eine Zeit in der ich die ganze Bandbreite der Trauerpastoral entdeckte, die mir viele Türen zu den Menschen aufgetan hat.
In Indonesien sagt man: wenn man zu spät kommt zu einer Beerdigung, dann holen dich die Geister ein. Und die Geister haben mich zurück geführt nach Salzburg und dort haben sie mich auf den Friedhöfen eingeholt. Begräbnis zu halten, besonders auch Armenbegräbnisse, das war bis in letzter Zeit einer meiner Schwerpunkte.

Wann wurdest du zum Priester geweiht?

2001 weihte mich Erzbischof Eder zum Priester. Was mich an Erzbischof Eder besonders beeindruckte war seine unerschütterlich tiefe Frömmigkeit aus seinem Glauben heraus.
Nach der Priesterweihe setzte ich die Tätigkeiten der Trauerpastoral fort. Schließlich wurde ich in die Militärseelsorge gerufen und so führte mich der Weg für ein Jahr in den Kosovo und ein halbes Jahr nach Bosnien Herzegowina. Dort lernte ich die ganze Tragödie des Krieges kennen. Krieg zerstört nicht nur Menschenleben physisch und psychisch und hinterlässt tiefe Traumata, Krieg zerstört jegliches Leben. Er zerstört die Natur - ich denke an die Weingärten,die nicht mehr bebaut und gepflegt werden können. Krieg zerstört Kulturen und hinterlässt nur eine Saat des Hasses.

Aus dem Kosovo zurück bin ich wieder in die Seelsorge eingestiegen und seitdem vermehrt im Sommer auch für Bergmessen aber auch für diverse Seelsorgsaushilfen in der Diözese da. Und in diesem Zusammenhang führte mich jetzt der Weg hier herein in den Pinzgau.

Es werden Erinnerungen wach als mich Pfarrer Hauthaler von Neukirchen öfters schon mitgenommen hat, wenn ich ihn heimgefahren habe und hier ein paar Tage bei ihm in einer väterlichen Athmosphäre verbringen durfte. 
Ich wollte immer einmal nach Santiago de Compostela pilgern, das brauch ich vorläufig einmal nicht, denn der Weg nach Krimml ist auch ein Pilgerweg zum Heiligen Jakobus (Anm.: Jakobus ist der Krimmler Kirchenpatron). Und wenn ich mir zum Ziel setze über Santiago von Krimml weiter auf den Krimmler Tauern, dann wäre das wie in Santiago de Compostela Finisterre, Ende der Welt.

Ich fühle mich hier wohl und Versuche das zu verwirklichen was ich durch Bischof Kuntner einst in Rom erfahren habe. Nicht die großen Zeremonien im Petersdom waren es, die mich auch beeindruckt haben, sondern die Begegnungen mit Menschen, vielleicht auch hier in einer Taverne.
Zu meiner Primiz habe ich das Evangelium der Samaritern am Jakobsbrunnen gewählt. Das Gespräch mit den Menschen, das Gespräch mit dieser Frau, mit dieser Heidin, zuhören. Es ist für mich das ideale Gespräch oder der Typus eines Beichtgespräches; Vergebung und Verzeihung schenken.

Ich bin zuversichtlich, auch wenn manche Pfarreien keine Priester mehr haben, werden Pfarrgemeinderäte und die Laien das christliche Leben aufrecht erhalten. Ich wünsche den Pfarrgemeinderäten viel Kraft, Mut und Zuversicht, dass viele ihre Charismen entdecken, ob gewählt oder nicht gewähtl, und sie diese einbringen wie sie es gerne tun und zu tun vermögen.



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