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Samstag, 6. Oktober 2018

Maria Gruber - Das Interview

Maria Gruber, (89 Jahre alt, Magister der Theologie und seit Jahrzehnten Mitarbeitern in der Pfarre im Interview mit Annemarie Kerrer.
Neukirchen)

Maria: Geboren wurde ich am 10.4.1929 in Sankt Johann im Pongau als lediges Kind. Darum bin ich bei meiner Stiefgroßmama sehr bescheiden aufgewachsen. Sie war ein sehr lieber Mensch, zum Beispiel hat sie mir in der 1. Klasse Volksschule um 9 Uhr ein kleines Glasflascherl mit Tee gebracht, damit es mir gut geht.

Annemarie: Wie bist du eigentlich von St. Johann nach Neukirchen gekommen?

Maria: Als ich jung war, war unser späterer Pfarrer von Neukirchen, Josef Hauthaler, in St. Johann Kooperator. Ich war zwischen meinem 17ten und 23sten Lebensjahr Kindergartenhelferin in St. Johann, habe auch die Jungschar und Kath. Jugend geleitet und dadurch Pfarrer Hauthaler natürlich gut gekannt. Als er dann im Pinzgau Pfarrer wurde, hat er mich als Kindergartenpädagogin nach Neukirchen geholt.


Annemarie: Dann hast du also die Kindergartenausbildung gemacht.

Maria: Ja, das war etwas später. Mit 23 Jahren wurde ich aus dem Kindergarten St. Johann entlassen, weil eine fachlich Ausgebildete aus Salzburg zurückkam. Das tat mir furchtbar leid, weil ich sehr gerne mit den Kindern gearbeitet habe. Durch meine bescheidenen Verhältnisse habe ich mir nie vorstellen können, jemals diese wunderbare Ausbildung machen zu können. Dann arbeitete ich in einer Fabrik, in der von ca. 200 Arbeitern Textilien (z.B. Tischdecken und Vorhänge) im Schichtbetrieb bedruckt wurden. Als ich 26 Jahre war, kam am 8.9. eine Postkarte von Schwester Josefine, dass ein Mädchen nach dem 1. Schuljahr das Kindergartenseminar abgebrochen hat und ich, wenn ich den Stoff des 1. Schuljahres nachlerne, im 2. Schuljahr einsteigen darf. Mein erster Gedanke war: "ICH DARF IN DIE SCHULE GEHEN – DANKE LIEBER GOTT!" Ich bin sehr gläubig und habe großes Vertrauen in Gott. Er wird mir den Weg schon zeigen. Ich hab nie aufgegeben.

Annemarie: Wie ging´s dann weiter?

Maria: 1956 arbeitete ich während der Schulausbildung in den Ferien zwei Monate im Neukirchner Kindergarten und als ich mit der Ausbildung fertig war, habe ich dort eine fixe Stelle bekommen. Im Mai/Juni 1973 hatten wir zu zweit 70 Kinder zu betreuen. Heute undenkbar, aber in der damaligen Situation war es erforderlich. Für Neukirchen wurde auch dringend eine Religionslehrerin gebraucht und so kam es dazu, dass ich mit der Erlaubnis vom Bischof, ab September 1969 täglich von 7,30 – 8,15 Uhr die Schulkinder in Religion unterrichtete und anschließend ab 8,30 Uhr vollzeit im Kindergarten tätig war.

Annemarie: Aber du hast ja nie aufgehört zu lernen. Erzähl uns bitte davon.

Maria: Ja, 1972 habe ich durch einen Fernkurs mit der Ausbildung in der Religionspädagogischen Akademie begonnen. Anschließend besuchte ich die Maturaschule "Dr. Roland" in Wien, um mich auf die Abendmatura vorzubereiten. In dieser Zeit erfuhr ich, dass in Salzburg die Möglichkeit bestand, die Studienberechtigungsprüfung abzulegen. Darum wechselte ich nach Salzburg, auch wegen der kürzeren Anreise, denn ich wollte ja Theologie in Salzburg studieren. Das habe ich auch gemacht und hatte 2007 meine Sponsion!
Mein Motto: "HÖRE NIE AUF ANZUFANGEN; FANGE NIE AN AUFZUHÖREN!"

Annemarie: Was waren deine Hobbys?

Maria: Ich war immer sehr sportlich, bin konsequent bis ins hohe Alter schwimmen gegangen und hab erst mit 80 Jahren aufgehört Ski zu fahren.

Annemarie: Liebe Maria, ich möchte mich ganz herzlich bei dir bedanken! Danke, für das Erzählen deiner Lebensgeschichte, dass wir sie veröffentlichen dürfen, dass du so viel in der Pfarre mitarbeitest (als Lektorin, als Wortgottesdienstleiterin und vieles mehr).

Und ganz persönlich möchte ich, Annemarie Kerrer, DANKE sagen für die wunderbaren Jahre bei dir im Kindergarten und dem tollen Religionsunterricht!

Marias liebste Bibelstelle: Altes Testament Psalm 27,1: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten…"

(aus: Pfarrbrief 2/2018)

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