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Samstag, 30. November 2019

Liebe - die Göttlichen Tugenden, Teil 3 von Edwin Bachmaier

Weihnachten steht vor der Tür: Es ist die Zeit glanzvoll geschmückter Häuser und klingender
Weihnachtslieder. Es ist aber
 auch Anlass für einen großen österreichischen Radiosender wieder auf der Straße Passanten zu fragen, ob sie wissen, was wir an Weihnachten feiern.

Manche Antworten bringen den Zuhörer zum Schmunzeln, andere haben aber durchaus das Potenzial, dem eingefleischten Katholiken einen kalten Schauer über den Rücken laufen zu lassen.

Eine Variante, die mit Sicherheit auch heuer wieder genannt werden wird: „Weihnachten ist das Fest der Liebe“. Diese Antwort ist gar nicht so falsch. Schließlich glauben wir Christen ja, dass Gott die Liebe in Person ist! Wenn wir die Geburt Christi feiern, feiern wir also auch das Kommen der fleischgewordenen Liebe auf die Erde! Zugegeben: Dieser Gedanke erscheint vielleicht weit hergeholt, doch regt er an, über den Begriff der Liebe nachzudenken.

Die LIEBE


Liebe wird in unserem Sprachgebrauch in vielfältiger Weise verwendet: Das Gefühl der Entspannung, wenn man nach einem harten Tag wieder seiner Lieblings-Beschäftigung nachgehen kann. Oder das Glücksgefühl eines Berg-Liebhabers, wenn er den ersehnten Gipfel erklommen hat. Und natürlich das wärmende Gefühl der Gemeinschaft mit einem geliebten Menschen.

Im Griechischen (der Sprache des Neuen Testamentes) gibt es für die Liebe deshalb gleich drei Begriffe: phileo, eros und agape.

Die erste Form der Liebe, phileo, bedeutet „lieb haben“, der kleinen Dinge bis hin zur zwischenmenschlichen Liebe. Die Bibel beschreibt unter anderem auch die Liebe zwischen Gott Vater und Jesus mit dem Begriff phileo.
Die zweite Form, eros, übersetzt als „geschlechtliche Liebe“ hat im deutschen Sprachgebrauch im Begriff der Erotik ihren Platz gefunden und bezieht sich auf den körperlichen, sexuellen Teil der Liebe.

Wohingegen die agape (auch als „die höchste Form der Liebe“) eine tiefe, göttliche Liebe beschreibt, die selbst einen Feind zu lieben vermag! So ist auch in jenem Bibelspruch, der die Wand des Pfarrsaals in Neukirchen ziert, von dieser agape die Rede, wenn da zu lesen ist: „Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16).

Aber sind wir als einfache Menschen zu so einer Liebe überhaupt fähig?
Mit Gottes Hilfe: Ja! Jesus gibt uns sogar selbst den Auftrag: „Liebt einander, so wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12).

Im Leben sind diese drei Formen der Liebe oft schwer von einander abzugrenzen und es können sich in einer Situation gleichzeitig mehrere Formen der Liebe verbergen.

Ein schönes Beispiel ist hier das Sakrament der Ehe. Alle drei Formen der Liebe kommen hier zum Ausdruck. Mann und Frau haben Liebesgefühle für einander (phileo), die sich in Folge körperlich ausdrückt (eros). Durch das Sakrament der Ehe wird Gott der Dritte im Bund (agape).

Meine kleine Serie über die drei göttlichen Tugenden "Glaube, Hoffnung und Liebe" möchte ich mit dem Hl. Paulus abschließen. Er beschreibt in seinem Brief an die Korinther (Kapitel 13) wie stark, beständig und wichtig die Liebe ist und dass die größten Werke nicht viel nützten, wenn sie nicht in Liebe getan werden.
Gegen Ende seines „Hohenlieds der Liebe“ erkennt er, wie er sich selbst im Laufe seines Lebens verändert hat und was das Beständigste in seinem Leben war:

Für jetzt bleiben
Glaube, Hoffnung, Liebe,
diese drei; 
doch am größten unter ihnen
ist die Liebe.“
(1 Kor 13,13)

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