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Mittwoch, 13. November 2019

Wenn die Welt auch wankt - 33. Sonntag im Jahreskreis C

Morgendämmerung in Wald im Pinzgau

Wenn die Welt auch wankt
Die Leute bewunderten den schönen Schmuck des Tempels. Der Tempel wird zerstört, aber, wie wir
wissen, in drei Tagen wiederaufgebaut werden. „Jesus aber meinte den Tempel seines Leibes.“ (Joh 2,21). Wie wird der neu errichtete Tempel, der Auferstandene, geschmückt sein? Neben dem Glanz der Herrlichkeit sind es seine Wundmale. Sie schmerzen nicht mehr, aber sind da. Für mich sind sie ein Zeichen dafür, dass auch unsere Wunden uns zu dem machen, was wir sind. Wie wir unsere Verletzungen und Wunden tragen, wie wir mit unseren Niederlagen umgehen, prägt uns vielleicht mehr als unsere Erfolge und Siege. Wie wir sie tragen öffnet uns vielleicht den Weg zum Himmel.
Jesu Beschreibung: Es erscheint furchtbar und ist doch der Normalzustand der Welt. Krieg, Seuchen, Hungersnot, Verfolgung, sind fest in der Geschichte der Menschheit verankert. Keiner Weltzeit bleiben solch „schrecklichen Dinge“ (21,11) erspart. Es gab kein goldenes Zeitalter der Harmonie. Es wird auch keines geben bevor nicht die „Sonne der Gerechtigkeit aufgehen und ihre Flügel Heilung bringen wird“ (Mal 3,20). So ist das göttliche Gericht (vgl. Mt 25) Frohe Botschaft für uns. Dann wird wahrlich gerichtet: her-gerichtet und auf-gerichtet.
Doch vorher muss also all das Furchtbare geschehen (vgl. 21,9). Aus eigener Kraft könnten wir das wohl nicht aushalten, aber Jesus gibt uns die Kraft dazu. Sind wir mit ihm verbunden, dann können wir, wie man sagt, „durch die Hölle gehen“, ohne in ihr zu sein. Viele unserer Schwestern und Brüder im Glauben werden verfolgt und getötet. Aber auch uns trifft es oft hart. Es sind persönliche Katastrophen, die uns wie Erdbeben erschüttern, ein Hunger nach Sinn, der nicht gestillt wird, verseuchte Lebensräume, sowohl körperliche als auch geistig, Kriege toben in unserem Inneren und um uns herum. Aber in alldem ist Gott bei uns. Er ist hinabgestiegen in unser „Reich des Todes“ um genau dort Leben zu bringen. Wenn Gott mit uns geht und wir mit ihm, dann kann die Welt um uns wanken, dann bleibt kein Stein auf dem anderen, aber wir sind dann selbst im äußeren Schrecken dem Himmel nahe, weil Gott uns nahe ist.
Bleiben wir standhaft, gewinnen wir das Leben.
(Ruben Weyringer für Rupertusblatt)

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