Padre Jesus Muñoz bringt einer blinden Chiquitana die Krankenkommunion, San Ignacio de Velasco, Bolivien 2009 |
Liebe Mitchristen!
Es mag täuschen. Es mag so aussehen, als liefe alles glatt und gut. Die Menschen gehen ihren Beschäftigungen nach. Eine neue Wintersaison, gewinnbringend und arbeitsreich, steht bevor. Jeder wohnt in einem wohlig warmen Zuhause. Die Kunst des Gewichthaltens wird erfahren geübt. Sportliche Aktivitäten sind allerorts möglich. Die Verantwortlichkeiten sind geklärt. Wir können zufrieden sagen: es läuft; und wenn wir genauer sind: es läuft gut.
Unmittelbar springen uns Nöte nicht in die Augen. Aber es mag täuschen.
In einer zweiten Wahrnehmungsanstrengung, die das materiell äußere einklammert, dann wenn Lebenslast von einzelnen, Beziehungsfelder von Familien, Hoffungslosigkeit von Älteren, lasterhafte Gewohnheiten von Jüngeren und vieles dergleichen sich hervorzeichnen, wird dies wahr, was immer auch Erfahrung von Menschen war: das Leben hat seine Not. Wie viele Seelen belastet sind mit Sorge, Kummer und Angst ist in einer Oberflächenbetrachtung nicht zu erkennen. Und Grundsatzfragen erheben ihren Anspruch:
Das Ganze des Lebens hier – kann es genügen? Starren wir doch nicht in eine Leere und ist vieles in unseren Lebensabläufen einfach Leerlauf, der durch Feierlaune und Stimmungsmache am so genannten Wochenende und dazwischen nicht erfüllt wird?
Wohin verläuft sich alles? Auf welchen Straßen sind wir unterwegs? Sind es nicht Irrwege?
In einer Wohlstands-, Leistungs- und Freizeitgesellschaft wird kaum das Gesicht einer Not erkennbar. Viele Masken verbergen sie. Wie wohltuend wäre es einmal zu sagen: ja, ich bin verzweifelt: meine Kinder..., mein Mann…, meine Scheidung…, meine Schulden…, mein Arbeitsplatz…, mein Versagen…, meine Schuld…, und wie vieles mehr! Und am Ende –kaum hörbar: O mein Gott!
In welche Not kommt Gott? Jeder selbst weiß es, der zu sich ehrlich wird und den Blick in sein Leben wagt.
Gott kommt in die Not unseres Lebens. Er legt sich bloß. Diese Blöße heißt nacktes Kind, Krippe, Stall, Nacht und Kälte. Gott legt sich bloß, dass wir ihn mit bloßen Augen erkennen – in unserer Not. Wie kann es Weihnachten werden? Vielleicht, wenn wir unser Leben bloßlegen. Aber keine Angst wir geben uns keine Blöße - nicht vor dem Heiland der Welt. Das genau ist trostvoll. Und genau hier nimmt das Wunder der Heiligen Nacht seinen Beginn. In der Not dieser Welt bricht das Licht sich die Bahn.
Lichtvolle Weihnachten!
Euer Pfarrer
Helmut Friembichler
(aus: Gemeinsamer Pfarrbrief 3/2013)
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