Brunner Franz |
Kaum angekommen werde ich hineingezogen in eine Welt, die vergangen scheint, aber unsere Gegenwart prägt. Namen, Geschichten, Abenteuer, Dramen, lustiges und erschütterndes werden in den Erzählungen von Franz lebendig.
Schon seine eigene Geburt war sehr spannend:
F(ranz): Geboren wurde ich am 31. Dezember 1941 im Haus Sulzau Nr. 34 als sechstes Kind von Alois und Fanny Brunner, und getauft wurde ich in der Küche des Pfarrhofes am 02. Jänner 1942 vom späteren Domdechant Monsignore Ferdinand Grell. Die Kirche war es zu kalt das Taufwasser gefroren, es hatte immerhin 30 Grad minus.
Das einschneidenste und schönste Fest, das ich je in meinem Leben erlebt habe, und ich werde auch kein schöneres Erleben das war die Glockenweihe. Wenn ich heute zurückdenke, wie die Leute darauf gewartet haben, dass wieder eine Glocke läutet...
R(uben): Hat es damals gar keine Glocken gegeben?
F: Eine ganz Kleine war oben. Der Pfarrer Moser und der Behambauer haben damals 1,2 Millionen Schilling zusammen gebracht. Und das Fest, da war eine Spannung. Da haben wir schöne Fotos wie die Leute und die Glockenpatinnen herum stehen und warten.
Das war am 31.7.1949.
R: Warst du da schon als Ministrant dabei?
F: Nein, da bin ich noch nicht Ministrant gewesen, erst im Jahr 50 habe ich angefangen.Die Ministriererei war damals nicht so wie heute. Wir haben jeden Tag ministriert. Der Franz ist runter gekommen. Wir waren nur fünf Ministranten. Es versteht sich, dass wir noch in Latein minis trierten. Meine „Mitmessdiener“ waren: Franz Egger (Kistenlehenbauer), Steger Heinz (Wagner), DDr. Peter Hofer (Pfarrer von St. Jakob am Thurn), und Paul Hofer (Elektriker).
Wichtig und prägend wurde Pfarrer Hauthaler. Durch die Restaurie rungsarbeiten an der Kirche im Jahr 1955 kam Franz zum Beruf eines Malers. Die Schüler halfen auf der Baustelle, nicht zuletzt wegen der Jause: "Wunderbarer Käse aus den Beständen der US Armee durch Beziehungen von Pfarrer Hauthaler in Wals zusammengebettelt."
F: Ich habe Pfarrer Hauthaler geschätzt, und er hat mich geschätzt. Ich bin sogar mit ihm nach Altötting gefahren auf seinem 175er Puch Motorrad, das war die blaue Puch. Zuerst ist er noch Versehen gegangen, aber dann sind wir Versehen gefahren. In Altötting habe ich sogar in der Gnadenkapelle mit ihm ministrieren dürfen.
R: Das "Versehen gehen" war früher eine große Sache.
F: Das war so, da hat der Pfarrer die Bursa, die Tasche mit der Krankenkommuniongehabt, und wir Ministranten haben eine Laterne und eine Glocke getragen. Wenn wir gegangen sind, dann haben wir geläutet und die Leute haben sich auf der Strasse niedergekniet. Da hat es überall etwas gegeben für uns, "Willst du eh ein Omlett...".
Ich war damals nach der Meisterprüfung im Pfarrkirchenrat, Pfarrer Hauthaler ist auch oft zu mir gekommen...
R: Gab es zu dieser Zeit noch andere große Gestalten in der Kirche?
F: Ja, zum Beispiel den Wieshof Seppl, den Kremser. Das war ein tief gläubiger Mann, ein Bergbauer. Sein Vater was Mesner, der hat gesagt: Wenn du Mesner werden willst, dann musst du auch Orgelspielen lernen. Da ist er dreimal die Woche nach Hundsdorf gefahren. Dort hat er von einem Pater das Orgelspielen gelernt. Er hat schon vor dem Krieg und dann nach dem Krieg einen beeindruckenden Kirchenchor beieinander gehabt. Der Wieshofseppl, ich sag immer wenn es einen Heiligen gibt, der war einer. Der hat den Glauben wirklich gelebt. Er hat zu Mittag wenn es 12 geläutet hat den Engel des Herrn gebetet. Ich habe 28 Jahre bei ihm im Kirchenchor gesungen, bis zu seinem Tod 1995. Das waren 28 wunderbare Jahre.
Zwei Seiten sind schon voll, dabei wurden viele wichtige Teile aus dem Leben von Franz Brunner nicht einmal angeschnitten. Die Musik (Pinseljazz, die lustigen Neukirchner, das Neukirchen Lied etc.), die Lichtgenossenschaft, der Kameradschaftsbund, das Filmen etc.
PA Ruben
(aus: gemeinsamer Pfarrbrief Neukirchen Wald Krimml 3/2014)
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