Es war in Moskau im Gefängnis der Geheimpolizei. Eine der Gefangenen Frau von Arsenjeff erzählt von einem Erlebnis, das sie an diesem Ort des Schreckens hatte:
Eines Abend flüsterte mir eine junge Mitgefangene in der Zelle zu: Wissen Sie, was morgen für ein Tag ist, morgen ist Ostern!
War das Osterfest tatsächlich schon so nahe? Ostern ist Freude für die ganze Menschheit. Nur wir waren von dieser Freude ausgeschlossen. Trostlos ging ich den Korridor entlang.
Plötzlich durchbrach ein Schrei die bedrückende Stille: Christus ist auferstanden! Wer hatte es gewagt, unseren Ostergruß zu rufen? ich sah meine Gefährtin an. Die großen Augen leuchteten in dem blassen Ge sicht. Da erklang schon die Antwort. Aus jeder Zelle ertönte die freudige Stimme: Er ist wahrhaft auferstanden!
Die Wächter waren sprachlos, vor Staunen versteinert. Solch eine Frechheit, wie sie meinten, war ihnen noch nicht vorgekommen. Sie stürzten sich auf das junge Mädchen und schleppten es mit sich. Nach vier Tagen kehrte sie in meine Zelle zurück. Das Gesicht sah elend und abgemagert aus. Man hatte sie die Ostertage über in einer ungeheizten Strafzelle frieren und hungern lassen.
»Ich habe aber doch die Osterbotschaft im Gefängnis verkündet«, sagte sie zu mir mit leuchtenden Augen, »alles andere ist ja nicht wichtig!«
(aus: Kreuzweg der verfolgten Kirche Ein Weg der Versöhnung? Kirche in Not, 15. Station: Auferweckt. ein älterer Kreuzweg von Kirche in Not)
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