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Freitag, 18. März 2016

Im Zweifel für Gott!

Zweifel!

Zweifel! Da ist es, das böse Wort, von dem wir   Gläubige gar nicht gerne reden. Fällt es in einem Gespräch über Gott und Glaube, dann ist es, als würde eine schwere Schuld eingestanden.
Große Überraschung dann, wenn ich bekenne: „Ich habe oft Zweifel. Ich glaube sogar, dass Zweifel nicht gegen den Glauben sind, sondern dass sie Teil des Glaubens sind". - "Wie bitte? Zweifel sollen gut sein? - JA! Wenn ich den Zweifel nutze um neu nach Gott zu suchen“.

Wenn ich gar keine Zweifel habe, dann kann es leicht sein, dass ich mir einen gemütlichen Glauben, einen gemütlichen Jesus, einen gemütlichen Gott hergerichtet habe. Er passt gut in mein Leben. Der Zweifel aber fordert mich heraus. Er bringt mich dazu, nachzudenken.
Aus den größten Zweifeln in meinem Leben habe ich die wichtigsten Dinge über Gott, mich selbst und die Welt gelernt. Entscheidend war dabei im Zweifel nicht gegen Gott und Glaube, sondern um und für sie zu kämpfen.
Ich habe einfach schon zu viel erlebt, als dass ich einfach sagen könnte „Weg mit dir Glaube, fort mit dir Gott, es gibt dich nicht, ich brauch dich nicht“. Denn auch im Zweifel fange ich nicht immer wieder bei null an.


Zuviel habe ich, zuviel hat jeder von uns schon erlebt: den Schutz Gottes vielleicht, oder einen Traum, der das Leben veränderte. Eine Gebetserhörung oder ein Wort aus der Bibel, dass Dinge in meinem Leben niederriss und neu aufbaute. Die Begegnung mit einem Menschen, der wie ein Gefäß für die Liebe Gottes war, durch den und in dem ich Gottes Gegenwart spürte. Taufe, Eucharistie, Firmung, Beichte, Hochzeit…vielleicht ist Gott mir da einen Moment lang so nahe gekommen, dass er mein restliches Leben nachwirkt. Die Geburt eines Kindes, das Sterben eines Menschen, ein wunderschöner Moment in der Natur, eine Kraft, ein Trost, der mich in der schlimmsten Zeit über Wasser gehalten hat. Ein Rückblick aufs eigene Leben und der Gedanke: Es musste so sein, das hat ER gefügt. Egal was: Jeder von uns hat Dinge mit Gott erlebt, die er nicht vergessen kann.

Und dann kommt der Zweifel, die Einsamkeit, die Enttäuschung, die Verlorenheit im Leben und im Alltag, ein Schicksalsschlag, die dunkle Stunde in der alles umsonst scheint.
In solchen Zeiten erwachen für mich die Verse aus Psalm 63 zum Leben:

„Gott, du mein Gott, dich suche ich, / meine Seele dürstet nach dir. Nach dir schmachtet mein Leib / wie dürres, lechzendes Land ohne Wasser. Darum halte ich Ausschau nach dir im Heiligtum…“

Im Zweifel versuche ich nicht, von Gott weg zu kommen, ihn los zu werden, abzuschütteln, sondern ich suche ihn, halte Ausschau nach ihm. So können die Zweifel zu Wegweisern im Leben werden. So führen sich nicht weg von Gott sondern näher hin zu IHM. Durch die Zweifel kann unser Glaube geläutert und gereinigt werden. Haben wir keine Angst vor Zweifeln, sondern nutzen wir sie!

PA Ruben
(aus: gemeinsamer Pfarrbrief 1/2016)

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