Alter Apfelbaum bei Pfarrkirche Wald |
Unser Maulbeerfeigenbaum
Zachäus wird verachtet, obwohl reich und
als Oberzöllner in einer „leitenden Funktion“. Der Kollaborateur mit der
Besatzungsmacht wird offen als Sünder bezeichnet. Aber obwohl er Verräter und
Sünder ist, macht Zachäus eines richtig: Er steht sich selbst nicht im Weg. Er
lässt weder falschen Stolz noch seine Kleinheit zum Stolperstein seiner Rettung
werden. Er will Jesus unbedingt sehen. Dafür tut er alles, sogar das Lächerliche,
seine Machtposition karikierende, er klettert vor der versammelten Menge auf
den Maulbeerfeigenbaum. Der kleine Mann auf dem großen Baum gibt sich der Menge
preis und macht sich so zum Gespött.
Jesus schaut nach oben und ihre Blicke treffen
sich. Es ist wie ein Lichtstrahl, der durch einen Türspalt fällt und die
Finsternis durchbricht. Jesus sieht ihn an und spricht: „Bei dir muss ich
bleiben, in deinem Haus“. Wie wenn er sagen will: „Die große Menge ist jetzt
nur Nebensache. Wegen dir bin ich hier. Ich bin gekommen, dich, der du verloren
warst, zu suchen und zu retten“. Zachäus lässt sich von keinem Hindernis
davon abhalten Jesus zu sehen, nicht von seiner Position, seiner Kleinheit, der
Verachtung der Menschen. Nicht seine schwierige Vergangenheit bestimmt seine
Zukunft, sondern die Begegnung mit Jesus.
Was Jesus an Zachäus tut, kann er für
jeden Sünder tun, für jeden von uns und jeden in der Menge. Wenn wir uns nur
trauen, unseren eigenen Maulbeerfeigenbaum zu besteigen, blickt Jesus uns an, kommt
zu uns und hilft uns als neue Menschen zu leben.
Was ist die „große Menge“ in unserem
Leben, in der wir wegen unserer „kleinen Gestalt“ unterzugehen drohen? Ist es
die Menge an Sorgen, Verpflichtungen, Verstrickungen und Sünden? Die Menge an
Wichtigkeit, falschen Sicherheiten, Selbstzweifel, Enttäuschung oder
Verzweiflung? Und was ist der „Maulbeerfeigenbaum“, auf den wir steigen können,
damit Jesus uns anschauen und zu uns sagen kann: „Ich muss heute in deinem Haus
bleiben“? Was müssen wir dafür riskieren und uns trauen?
So einzigartig der zu besteigende „Baum“
für jeden von uns ist, so einzigartig ist der Lohn wenn wir den Mut dazu finden:
Das Heil wird unserem Haus geschenkt, wir werden von Gott selbst gefunden.
(Ruben Weyringer für Rupertusblatt)
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