Liebe Frauchen, liebe Herrchen,
ganz heimlich, mitten in der Nacht als alle schliefen, kam
er angeschlichen, am Morgen beim Blick aus dem Fenster zeigte er sich: der
Herbst mit niedrigen Temperaturen und viel Regen. Dabei hätte er es eigentlich
nicht nötig gehabt, sich einzuschleichen. Denn auch diese Jahreszeit hat – wie
alle Jahreszeiten – ihren besonderen Reiz.
Die Augen freuen sich schon auf die
Farbenpracht in den Wäldern, warme Tage sind auch noch zu erwarten, die
„Hundstage“ (das hat etwas zu tun mit dem Sternbild Großer Hund)
und der „Altweibersommer“ (das hat etwas mit Spinnfäden zu tun, mit
denen junge Baldachinspinnen
im Herbst
durch die Luft segeln) bescheren
schöne Tage. Heimlich verabschiedet hat sich dagegen der Sommer, wahrscheinlich
war ihm sein Auftritt peinlich.
In den Ferien- und Sommermonaten Juli und
halber August erinnerte ja nur die Sommerzeit daran, dass eigentlich diese
Jahreszeit da wäre. Ich habe mir gedacht, wenn diese Wochen die Lehrzeit für
den Sommer sein sollten, dann ist eine Nachprüfung fällig. Ich glaube nun, dass
der Sommer wenigstens meine Gedanken lesen kann: denn nur kurze Zeit nachdem
ich diese Gedanken hatte wurde es plötzlich sehr heiß. So heiß, dass er
plötzlich in der Statistik der drittheißeste Sommer wurde. Er kam mir vor wie
ein Schüler oder Student, der faulenzt bis dann in nächster Zeit Prüfungen anstehen
und dann in Tag- und Nachtschichten „ranklotzt“, um noch eine Chance zu haben.
Nun, es hat ja auch funktioniert. Da ich sicher bin, dass meine abschätzigen
Gedanken über die Tauglichkeit des Sommeranfangs diesen beeindruckt haben,
rechne ich es mir also als Erfolg an und bin der Meinung, dass ich durchaus ein
Würstchen oder ein großes Stück Fleisch (mindestens) verdient habe.
Weil ich hier gerade persönliches Erleben
berichte, möchte ich auch noch etwas erklären: Manchmal schleicht mein Herrchen
durchs Dorf, dass man meinen könnte, er sei schwermütig, depressiv. Keineswegs!
Das ist nicht Schwermut oder Depression, es ist ganz einfach fürchterliche
Eifersucht. Er ist so eifersüchtig, weil er erfahren muß, dass ich auf manchen
Krimmler exakt höre, wenn er mir aber etwas sagt, lache ich mich halbtot. Dabei
hat das einen ganz einfachen Grund. Ich bin im Oberpinzgau groß geworden
(„groß“ ist relativ) und belle natürlich oberpinzgauerisch. Er dagegen spricht
mich an in einer Sprache, die er kühn „hochdeutsch“ nennt. Wie soll ich ihn
denn da verstehen! Er sollte sich mal ein bisschen anstrengen und oberpinzgauerisch
lernen, dann hätte er auch bei mir Erfolg.
Ansonsten genieße ich meine Zeit und habe
vom Balkon aus den Überblick. Ich freue mich immer, dass ich gerade dort wohne,
wo viele die Gegend nur im Urlaub genießen können. Auch staune ich immer wieder
über die Standfestigkeit der Krimmler. Bei sehr fragwürdigem Wetter eine
Bergmesse mit sehr vielen Teilnehmern, das hat mich schwer beeindruckt.
Und nun mit fröhlichem Gekläff vom Balkon des
Meßnerhauses, Ihr Dackel Niki
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