Am 23. Mai 1945, nur wenige Tage nach dem Ende des Krieges am 5.Mai, schrieb der Erzbischof von Salzburg Andreas einen Hirtenbrief an die Gläubigen der Erzdiözese Salzburg.
Aus den Anfangsworten spricht tiefster Schmerz:
"Liebe Gläubige!In dieser Stunde großen Leides, das über das ganze Volk hereingebrochen ist, erwartet Ihr mit Recht ein Wort Eures Bischofs. Wer von Euch braucht nicht Kraft und Trost! Wir alle sind ja tief erschüttert über alles, was gekommen ist: Ausgeblutet das Volk; dahin seine Blüte; zerbrochen Staat und Wirtschaft; zerrissen die Bande von vielen Familien; zerstört so viele Wohnhäuser Gottes und der Menschen; entrechtet und beraubt die Kirche Christi; schwer geschädigt das Reich Gottes auf Erden.Aber wir gläubige Menschen verzagen nicht. Wir kennen das Wahrwort unserer Ahnen: Wo die Not am größten, ist Gottes Hilfe am Nächsten. [...]"
Erzbischof DDDr. Andreas Rohracher (1943-1969) |
Wie nun können diese "Schäden am Reich Gottes" wieder gut gemacht werden?
"Meiner und aller guter Katholiken größte Sorge in den letzten Jahren war die so mangelhafte religiöse Unterweisung der Kinder und Jugend. Der Religionsunterricht war aus der Schule verbannt,[...]. In nicht wenigen Pfarren der Erzdiözese war den Seelsorgern jegliche Unterweisung von Kindern und Jugendlichen vom Staate verboten."
Die Kinder sollten ja zu den neuen "Herrenmenschen" erzogen werden, kein Funke der Schwäche, Demut, Mitgefühl sollte sie am Bau einer Neuen Welt hindern. Nun aber da das "1000 Jährige Reich" nach 12 Jahren tot war, durfte der Bischof laut hinausrufen:
"Gläubige! Öffnet die Tore Eures Herzen. Der Herr steht davor und will durch sein heiliges Wort Einlaß in Eure Seelen".
Die "Aufbaukraft" kommt aus der Gnade- und die Gnade kommt aus dem Gebet. Daher schreibt Bischof Andreas an unsere Diözese:
"Gerade wegen seiner unbedingten Notwendigkeit denke ich ernstlich daran, nach Eintritt von Friedensverhältnissen die ewige Anbetung in der Erzdiözese einzuführen. Bisher haben einzelne Pfarren und Kirchen ihre Stundengebet und ihre Anbetungstage gehabt. Ich möchte aber, daß diese Anbetung in meiner Diözese nicht mehr aufhöre, weder bei Tag noch bei Nacht; nicht nur in der Lorettokirche zu Salzburg, wenn sie wieder erstanden ist, sondern auch außerhalb der Bischofsstadt soll irgend eine Gemeinschaft, eine Kirche, ein Kloster, ein Institut den Ehrendienst vor dem Allerheiligsten ununterbrochen besorgen. Ströme von Gnade und Segen werden sich draus auf das ganze Land und sein liebes Volk ergießen und den mühsamen Aufbau fördern."
Mit unseren Anbetungswochen (hier, hier und hier) sind wir in Neukirchen 65 Jahre nach diesem Hirtenbrief dem tiefsten Wunsch des damaligen Bischofs einen großen Schritt gefolgt. Nach der vielleicht dunkelsten Zeit der europäischen Geschichte war die Anbetung der Grundstein für neues Leben in Salzburg. Und so wird die Anbetung auch in unserer Zeit der Grundstein für die "Neuevangelisierung Europas sein".
(Dieses Hirtenwort aus der Zeit der ärgsten Krise kann uns, so meine ich, gute Lehren für die Neuevangelisierung, daher will ich es nach und nach hier veröffenltichen. Sie ist erschienen im: Verordnugnsblatt der ERzdiözese Salzburg, Stück 15 - Juni - Jahr 1945)
PA Ruben
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