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Donnerstag, 22. August 2013

Gott glaubt an uns-Ehe

Ganz cool hatten wir also unsere Hochzeit vorbereitet. Nun standen wir vor dem Traualtar. Mein Bruder Simon hielt die Messe und mein Vater Andeas, er ist Diakon, traute uns.
Ich war an der Reihe:
"Daniela, vor Gottes Angesicht nehme ich dich an als meine Frau. Ich verspreche dir die Treue, in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Ich will dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens...".
Ich hatte den Trauungsspruch schon einige Male gelesen. In diesem Moment stockte mir aber plötzlich die Stimme und ich konnte fast nicht mehr reden, so innerlich bewegt war ich. Was ich vorher schon über die Sakramente gelernt hatte, spürte ich nun an meinem eigenen Körper: Was ich jetzt sage, das verändert die Wirklichkeit. Von diesem Moment an ist sie meine Frau. Was ich jetzt verspreche, dass gilt für immer und ist nicht mehr auflösbar. Das jetzt bestimmt mein weiteres Leben.
Und durch unsere Beziehung soll Jesus selber gegenwärtig werden. Dadurch, dass wir uns lieben und verzeihen, dass wir gemeinsam durch das Leben gehen in guten und in schlechten Tagen, getragen vom gemeinsamen Glauben, dadurch soll Jesus sichtbar werden in der Welt.
Daniela und Ruben Weyringer bei ihrer Hochzeit am 12.1.2013
Dass ist schon eine große Verantwortung, die Gott uns gibt. Er traut uns Menschen wirklich viel zu. Man könnte sagen "Gott glaubt an uns" - sonst wäre die Ehe ja fast nicht lebbar.
Viele Menschen meinen aber leider, dass es genau so ist. Die Ehe - ein nicht lebbarer Traum.
Ich war also noch ganz erfüllt von der Hochzeitsfreude und kam wieder in unsere Pfarren. Da hörte ich auch schon bald: "Heiraten, was soll denn das bringen? Man sieht ja, dass sich die, die kirchlich heiraten  genau so scheiden lassen wie die anderen, wo bitte soll da ein Segen Gottes sein?" Macht man es sich so nicht zu leicht? Neben den Menschen, die aus voller Überzeugung ihre Ehe vor Gott schließen wollen gibt es auch noch andere Paare, die unbedingt kirchlich bzw. in der Kirche heiraten wollen. Das Fest ist in der Kirche einfach viel schöner, das kann kein Standesamt bieten. Es ist auch noch in den Köpfen, dass man nur richtig geheiratet hat, wenn man in der Kirche heiratet. Und der Segen Gottes kann ja auch nicht schaden.

Denkt man so, dann täuscht man sich gewaltig. Der Segen Gottes ist gerade nicht ein Zauberspruch, der einfach so wirkt. GOTT streckt uns seine Hand zu, damit wir sie nehmen, aber dazu müssen auch wir unsere Hand IHM entgegen strecken. Wie sollte jemals das Heilige Sakrament der Ehe einen Schutz bieten für eine Beziehung, wenn vielleicht die beiden Eheleute gar nicht an die Ehe glauben, an ihre Einzigkeit und ihre Unauflöslichkeit? Wie soll das Sakrament helfen im  Alltag (der schöne Hochzeitstag ist schon lange vorbei), wenn die Partner gar nicht ernsthaft versuchen nach dem Evangelium, den Worten Jesu zu leben?
Vielleicht glauben sie nicht einmal an Gott. Wie soll dann sein Segen in diese Beziehung hineinkommen? Der Segen Gottes ist nicht etwas, was man auch so dazu noch nehmen kann, weil's ja nicht schadet. Nein! "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft." (Dtn 6,5) Ohne Gott ist alles einfach nur ein großes Nichts, Sinnlosigkeit, Vakuum.
Wenn ich aber an die Gegenwart Gottes in den Sakramenten glaube, dann bin ich überzeugt davon, dass der Segen Gottes spürbar werden wird. Er lässt uns nicht alleine, egal wie tief unten wir sind, egal wie kalt und hart die Beziehung geworden ist. Er wird uns dabei helfen, über unser Ego zu springen, den Anderen anzunehmen, die Wahrheit auszusprechen und die Wahrheit über uns selber ertragen zu können. So ist es mit allen Sakramenten: Wenn ich an sie glaube, dann werde ich mein Leben auch danach ausrichten und Gottes Nähe wird spürbar werden. Wird das Leben, wird die Ehe, dadurch zu einem "Kindergeburtstag"? Sicher nicht, aber Gott wird helfen. Er wird uns die Kraft und die Freude geben, die wir zum Leben brauchen.
PA Ruben
(Aus Gemeinsamer Pfarrbrief Krimml, Wald, Neukirchen 1/2013)



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