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Dienstag, 2. Dezember 2014

Nie ohne Innerlichkeit


Liebe Gläubige der Pfarrgemeinden!
Von einigen Hausbesuchen der letzten Zeit weiß ich, dass es vielen Menschen aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich ist, zum Sonntagsgottesdienst zu kommen. Manche sagen mir, dass sie sodann über Medien (Fernsehen, Radio) am Sonntag Vormittag den Gottesdienst mitverfolgen. Natürlich können sie keine Kommunion empfangen. Wir müssen sagen: nicht leibhaft die Kommunion empfangen. Wie wissen aber, dass die Frucht der Eucharistiefeier die Heilige Kommunion das größte Sakrament des Neuen Bundes ist. In zahllosen Verlautbarungen der Kirche wurde dies immer wieder hervorgehoben, denn der Empfang der Kommunion sichert und stärkt den Erhalt des Lebens mit dem Herrn Jesus Christus. Daher gilt für alle, achtsam zu sein, dass der Kommunionempfang nicht einfach äußerlich vollzogen wird.
Sicher ist unser christliches religiöses Leben auf das Sichtbare bezogen, so wie die Menschwerdung des Gottessohnes und daraus folgend auch die sakramentale Struktur der Kirche. Doch gibt es immer zwei Ebenen der Verbundenheit mit Christus - ein Innen und Außen. Dies ist gute biblische Sicht, denn an unzählig vielen Stellen der Heiligen Schrift lässt sich dies fest machen, besonders dann, wenn Jesus darüber klagt, dass Menschen mit dem Herzen Gott fern sind, wohl aber religiöse Praxis betreiben. Oder wie der Apostel Paulus an die Römer schreibt: "Wenn du mit deinem Mund bekennst Jesus ist der Herr und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn von den Toten auferweckte, wirst du das Heil empfangen".


Padre Jesus Muñoz bringt Krankenkommunion,
San Ignacio de Velasco, Bolivien
Ohne den inneren Mitvollzug entleert sich äußerlich vollzogene Glaubenspraxis. Meist ist es doch so, dass zuerst die Innerlichkeit verloren geht und sodann das äußere Tun, die sichtbare Glaubenspraxis eingestellt wird oder gar nie in Schwung gekommen ist.  Leider steht nicht selten am Ende dann das Verlassen der Kirche. Von da her erklärt sich vieles. Unverständlich verhält es sich dann, wenn jemand doch mit irgendwelchen rituellen Vollzügen der Kirche bedient werden will, ohne den geistigen Innenraum des sakramentalen Vollzugs der Kirche auch nur annähernd zu ahnen. Wenn jemand dann doch von sich behauptet, den Glauben zu haben, dieser berühmte „Mein-Glaube“, hat das Wesen des Glaubens nicht verstanden, der Gabe in Form der Gnade ist. Dies ist nie Privatbesitz und kann immer nur in Gemeinschaft mit dem Gottesvolk seine Entfaltung haben. 

Dabei bleibt dieser Glaube nie allein in einen äußeren Mantel gekleidet, sondern ist der Seele inneres Licht, das Jesus Christus erkennen lässt als den, wie ihn die Kirche verkündet. Mit einem Wort: wenn wir Christus nicht immer in uns haben und die Gabe der Erlösung bewahren, geistlich leben und handeln, wenn die Seele kein spiritueller Begegnungsraum mit Christus ist, dann driften wir ab, sind irgendwann weit weg und die sakramentalen Glaubensvollzüge der Kirche, das Wort der Schrift, Entfaltungsformen christlicher Frömmigkeit kommen uns mitunter fremdartig vor. Ja, dann stirbt die Kirche. In Teilen des abendländischen Europa stirbt sie. Aber sie erneuert sich auch. Wenn dies sein soll, dann kann Glaubenserziehung, wie sie bei der Taufe versprochen wird, kein Lippenbekenntnis sein. Kein äußerliches Jawohl, sondern ist innere Herzensangelegenheit, weil der Glaube an den Auferstanden lebendig ist und in Gemeinschaft mit allen Glaubenden sich ausdrückt und bezeugt wird. Wir kommen nicht um Christus herum, er ist der Herr und kann nicht dem zufälligen persönlichen Ermessen des einzelnen überlassen werden. 
Nun wieder zurück zu den Menschen, die nicht mehr zum Gottesdienst gelangen können, weil es berechtigte Gründe gibt. Auch ohne den „leiblichen“ Empfang des Sakramentes können wir mit Christus in seinem Leib geistlich vereint sein. Es ist dies die geistige Kommunion, wie sie innerhalb kirchlicher Kreise in den letzten Wochen zur Sprache gebracht wurde. In seiner Enzyklika „Mediator Dei“ formuliert Papst Pius XII.: "Es ist der dringende Wunsch der Kirche, dass die Christen, besonders wenn sie nicht leicht das eucharistische Mahl in Wirklichkeit empfangen können, es wenigstens durch Verlangen empfangen". Dies kann nur richtig verstanden werden, wenn auch die Dimension der Innerlichkeit des Glaubenslebens ermessen wird. Ich bin der Auffassung, dass hier der wesentliche Punkt der Erneuerung der Kirche zu finden ist. Hier liegt die nicht hintergehbare Wahrhaftigkeit des christlichen Lebens, die in Christus selbst gründet und nie ohne Innerlichkeit besteht. 
Euer Pfarrer
Helmut Friembichler
(aus: gemeinsamer Pfarrbrief Neukirchen, Wald, Krimml, 3/2014)

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