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Dienstag, 5. Juni 2012

B16:Das Paradies stell ich mir vor wie meine Kindheit

"Fünf Fragen, fünf Antworten: In einer Feier am Samstag Abend in Mailand stand Papst Benedikt XVI. zu Fragen der Familie Rede und Antwort. Frei und ohne Manuskript antwortete er auf Fragen zu seiner eigenen Familie, zu wiederverheirateten Geschiedenen oder zu wirtschaftlichen Schwierigkeiten."
So beginnt ein Artikel auf der Seite von radiovatican. Da diese Antworten sehr tiefgehend sind und ein tiefe prophetische Kraft für die Zukunft der Familie in sicht birgt, will ich die fünf Fragen und Antworten in fünf Teilen veröffentlichen (übernommen von www.radiovaticana.de).


1.Frage
Die Kindheit Joseph Ratzingers
Hallo, lieber Papst, ich bin Cat Tien, ich komme aus Vietnam und ich bin sieben Jahre alt. (…) Ich würde gerne etwas über deine Familie wissen und darüber, wie es war, als du so klein warst wie ich.

übernommen von radiovatican

Benedikt XVI:
Ich danke dir, und Danke auch deinen Eltern. Ich grüße euch von Herzen. Also, du hast nach meinen Erinnerungen an meine Familie gefragt: Das wäre sehr viel! Ich möchte vielleicht nur Eines erzählen. Das Wichtigste für meine Familie war immer der Sonntag, aber der Sonntag begann immer schon am Samstagnachmittag. Vater las uns immer die Sonntagslesungen aus einem Buch vor, dass damals in Deutschland sehr verbreitet war und in dem die Texte auch erklärt waren.
So begann der Sonntag: Wir begannen bereits die Liturgie, in einer frohen Atmosphäre.
Am nächsten Tag sind wir in die Messe gegangen. Ich stamme aus der Nähe von Salzburg, deswegen haben wir auch viel Musik gehört – Mozart, Schubert, Haydn – und als das Kyrie begann war es, als ob sich der Himmel öffnete.
Danach war natürlich zu Hause das gemeinsame Essen wichtig. Und dann haben wir viel gesungen: Mein Bruder ist ein großer Musiker, schon als Junge hat er für uns komponiert, und so hat die ganze Familie gesungen. Mein Vater hat die Zither gespielt und sang, es sind unvergessliche Erinnerungen.
Wir haben dann natürlich auch Spaziergänge gemacht; wir lebten in der Nähe eines Waldes und so durch den Wald zu gehen war eine wunderbare Sache: Abenteuer, Spiele und so weiter.
In einem Wort: Wir waren ein Herz und eine Seele, mit so vielen gemeinsamen Erlebnissen, und das auch in schweren Zeiten, denn es war ja Krieg in dieser Zeit, erst durch die Diktatur, dann durch die Armut.
Aber die Liebe unter uns und diese Freude auch an den einfachen Dingen waren stark und so konnten wir auch diese Dinge ertragen und aushalten. Mir scheint, dass das sehr wichtig war: Dass auch die kleinen Dinge Freude gebracht haben, denn so lernte man das Herz des anderen kennen. So sind wir in der Sicherheit gewachsen, dass es gut ist, ein Mensch zu sein, denn wir konnten sehen, wie die Güte Gottes in den Eltern und in den Geschwistern sichtbar wurde.
Um die Wahrheit zu sagen, ich stelle mir vor, dass es im Paradies so sein wird, wie es in meiner Jugend war, meiner Kindheit.
In dieser Umgebung des Vertrauens, der Freude und der Liebe waren wir glücklich und ich glaube, dass es im Paradies ähnlich sein muss wie in meiner Kindheit. In diesem Sinn hoffe ich darauf, „nach Hause“ gehen zu können, in Richtung der anderen Seite der Welt.

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