(Mt 25,31-46, Vom Weltgericht)
Mit dem
Evangelium haben wir kein Beruhigungsmittel zu uns genommen.
Drei
Dinge beunruhigen uns:
Die
erste Beunruhigung kommt daher, dass es am Ende der Geschichte einen Richter
gibt,
dem
zugemutet wird, allen Recht zu sprechen.
Daher
beunruhigt uns, dass es einen gibt, der uns ganz genau kennt.
Auch
unsere innersten Absichten und Einstellungen sind ihm nicht verborgen.
Vor ihm
zählt auch keine falsche Ausrede oder ein Abschieben der Schuld auf andere.
Weltgericht
bedeutet daher: du hast jetzt Verantwortung für deine Taten,
und meint
nicht nur für dein eigenes Wohlergehen, sondern auch für andere Menschen.
Am Ende
wird jedem Recht gesprochen.
Die
Quelle dieses Rechts ist Gott, der uns richten wird.
Ein
Einspruch vor ihm ist daher absurd.
Das mag
unserem allgemeinen Empfinden entgegenstehen.
Die
erste Beunruhigung ist, dass Gott uns richten wird und nichts kann vor ihm
verborgen werden.
Die
Beunruhigung soll uns nicht ängstigen, sondern ändern.
Die
zweite Beunruhigung kommt daher, dass der,
dem
jeder einmal gegenübertritt,
in der
Geschichte gegenwärtig ist.
Der
große Richter ist zugleich auch der,
dem
keine Beachtung entgegen gebracht wird.
Er ist
anwesend in den Hungernden und Dürstenden, den Abgeschobenen und den
Ausgestoßenen,
den
Abgestempelten und Asozialen,
den
Unwürdigen und Andersfärbigen.
Diese
alle sind einbezogen im Gericht.
Beim
Weltgericht ist der Richter auch deren Anwalt.
Alle,
die wir verdrängen, hebeln uns aus der engen Einfassung des Lebens, uns nur
selbst zu kennen und zu sehen.
Der
Gedanke eines Weltgerichts holt uns aus den verkehrsberuhigten Gedanken-Zonen.
Daher
die zweite Beunruhigung:
Alle
je gelebten Menschen sind versammelt beim letzten Gericht.
Die
dritte Beunruhigung kommt daher, dass der Gedanke eines Weltgerichts eine
Schuldzuweisung an Gott außer Kraft setzt.
Meist
schieben wir die von uns allen feststellbare Ungerechtigkeit dieser Welt,
die
Menschen wirklich verzweifeln lassen kann,
an IHN
ab.
Doch am
Ende hat die Ungerechtigkeit nicht das letzte Wort.
Sie hat
nicht das letzte Sagen.
Daher
darf das Unrecht für uns nicht bestimmend sein und uns lähmen.
Wenn
doch am Ende Gott alles gerecht macht, ist die Rede von der Ungerechtigkeit
Gottes gegenstandslos.
Die
dritte Beunruhigung ist daher die, dass wir die Ungerechtigkeit dieser Welt
nicht auf Gott abschieben können und wir gefordert sind, jetzt für die
Gerechtigkeit einstehen.
Aber!
Wie
durchbrechen wir die Beunruhigung?
Indem
wir dem Evangelium trauen und nach ihm leben!
Verwechseln
wir nicht das Evangelium, dem Grund unserer Beunruhigung,
mit
einer Gebärde der Drohung.
Wenn wir
ihm Glauben schenken, und vor allem dem, der es uns zuruft,
Jesus
Christus, erkennen wir darin eine Geste der Zuneigung.
Denn
wenn wir ihm Glauben schenken, erkennen wir, dass er uns Wahres sagt.
Das
Evangelium ist die Wahrheit unseres Lebens, die Wahrheit des Lebens aller
Menschen hier auf Erden
Sie
kommt uns hier entgegen.
Dieses
Entgegenkommen Gottes geschieht aus reiner Liebe, zu unserm Heil.
Die
Wahrheit, die er uns aus Liebe zeigt, macht uns frei.
Wenn
ich dem Evangelium glaube, macht es uns auch frei von jeder Beunruhigung und führt uns zu einem inneren
Frieden, den nur Gott gibt.
Und den
haben wir nur, wenn wir ihn mit Gott haben.
Christus
Jesus, den wir heute als unseren König anrufen, er ist uns so unendlich nahe,
auch durch jene, die das Leben mit uns hier auf Erden teilen.
Er kommt
uns entgegen und führt uns in sein Reich,
nachdem
er uns recht getan hat.
Nachdem
er allen recht getan hat beim jüngsten Gericht.
Es ist
das Evangelium der Weg, ins Reich Gottes zu gelangen.
Es ist
das Reich der Wahrheit und des Lebens,
das
Reich der Heiligkeit und der Gnade,
das
Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.
Dafür
hin und wieder beunruhigt zu werden, schadet wirklich nicht.
Amen.
Pfarrer Helmut Friembichler
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